StatistikTage 2014: Regionale Disparitäten - Lebensverhältnisse im Vergleich

Am 17. und 18. Juli fanden die 3. Statistiktage Bamberg|Fürth unter dem Titel „ Regionale Disparitäten: Lebensverhältnisse im Vergleich“ statt. Experten aus amtlicher und wissenschaftlicher Statistik sowie Referenten aus angrenzenden Forschungs- und Praxisbereichen informierten Fachwelt und Öffentlichkeit zu Themen rund um regionale Unterschiede. Organisiert wurde die Tagung im Rahmen des Statistik Netzwerks Bayern von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und dem Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung.

In vier Vortragsblöcken zu den Themen „Regionalisierung in und mit amtlichen Statistiken“, „Ungleiche Lebensverhältnisse und ihre Folgen“, „Wertschöpfung in strukturschwachen Räumen – Regenerative Energien“ und „Daseinsvorsorge in strukturschwachen Räumen – Gesundheit und Pflege“ wurden dem Publikum verschiedene Aspekte regionaler Disparitäten näher gebracht.

Daniela Lamprecht, Dr. Tilman von Roncador und Jan Kurzidim, alle vom Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, legten mit ihren Vorträgen zu den regionalen Auswertungsmöglichkeiten am Beispiel amtlicher Bildungsdaten bzw. der Regionalisierung von Ergebnissen der wirtschaftlichen Gesamtrechnung und der amtlichen Bevölkerungsvorausberechnung den Grundstein zum ersten Themenblock. Während Frau Lamprecht einen Einblick in die räumlichen Gliederungssystematiken amtlicher Statistiken gab und am Beispiel von Bildungsdatenquellen aufzeigte, worauf bei regionalen Sekundäranalysen amtlicher Statistiken geachtet werden muss, stellten Herr Dr. von Roncador und Herr Kurzidim mit den Bevölkerungsvorausberechnungen sowie den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen exemplarisch zwei thematische Bereiche mit Regionalergebnissen vor und gingen dabei auf den jeweiligen Regionalisierungsansatz sowie auf Besonderheiten der regionalisierten Ergebnisse ein.

Den ersten Themenblock schlossen Frau Sara Bleninger und Frau Alexandra Trojan von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit ihrem Vortrag zur Schätzung regionalen Preisindizes. Sie stellten Modelle vor, auf Basis der Daten, die vom Bayerischen Landesamt für den Verbraucherpreisindex erhoben werden, unter Zuhilfenahme weiterer Informationen einen regionalen Verbraucherpreisindex zu bestimmen, was insbesondere für die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften von Interesse wäre.

Im zweiten Vortragsblock wurden ungleiche Lebensverhältnisse und ihre Folgen diskutiert. Den Anfang machte Herr Daniel Wiese von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit seiner Analyse regionaler Disparitäten auf dem Partnermarkt. Das zugrundeliegende Forschungsprojekt erarbeitet auf der Basis amtlicher Regionaldaten theorieadäquate Indikatoren zur Bestimmung regionaler Partnermarktbedingungen von Männern und Frauen verschiedener Geburtsjahrgänge auf Landkreisebene.

Es folgte Herr Prof. Uwe Blien vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Er referierte über die großen Unterschiede zwischen den Regionen und ihren Arbeitsmärkten und zeigte, dass sich die Lebensverhältnisse der Menschen in der Bundesrepublik Deutschland erheblich unterscheiden, wobei zunächst der Unterschied zwischen Ost und West immer noch prägend ist. Darüber hinaus gibt es selbst im relativ besser gestellten Westen Regionen, die von tiefen Arbeitsmarktkrisen betroffen sind, während für andere Vollbeschäftigung maßgeblich ist. Die Unterschiede sind dabei fast von der gleichen Größenordnung wie solche zwischen europäischen Staaten. Abgeschlossen wurde der zweite Themenblock durch Herrn Dr. Steffen Matzke vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Mit Blick auf die herrschenden regionalen Disparitäten stellte er ein Indikatoren-Set vor, mittels dessen das Spektrum regionaler Disparitäten, die für die betroffenen Regionen besondere Herausforderungen mit sich bringen können, quantifiziert und bewertet werden kann.

Den Abschluss des ersten Tages bildete das traditionelle Conference Dinner, bei dem neben der angeregten fachlichen Diskussion auch die Pflege der Kontakte zwischen den beteiligten Institutionen im Mittelpunkt stand.

Am zweiten Tag standen praktische Umsetzungen im Vordergrund. Herr Prof. Wolfgang George, Technische Hochschule Mittelhessen, beschrieb die regionale Wertschöpfung aufgrund des Ausbaus der regenerativen Energien für die Kommunen und Regionen. Ihm schloss sich Herr Landrat Bertram Fleck, Rhein-Hunsrück-Kreis (Rheinland-Pfalz) an mit der Darstellung der umfangreichen Potentiale für Energieeinsparung, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien am Beispiel seines Landkreises.

Über eine Multiagentensimulation zur Angebots- und Nachfrageentwicklung bei der hausärztlichen Versorgung trug Herr Prof. Jürgen Rauh von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vor. Mit dem vorgestellten Simulationsmodell lassen sich mögliche zukünftige Entwicklungen und mögliche Effekte des demographischen Wandels auf die hausärztliche Versorgung darstellen und in Szenarienform miteinander vergleichen.

Zum Abschluss der Tagung stellte Josef Martin, Vorsitzender der Seniorengenossenschaft Riedlingen (Baden-Württemberg), Möglichkeiten zur Zukunftssicherung durch bürgerschaftliches Engagement vor.

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